KW 35/2012: Indikatorenbericht zur Qualität der Arbeit

Das Statistische Bundesamt hat August 2012 den Indikatorenbericht "Qualität der Arbeit – Geld verdienen und was sonst noch zählt" veröffentlicht, welcher die verschiedenen Aspekte der Qualität bezahlter Arbeit im Überblick darstellt. Im Folgenden haben wir für Sie die wichtigsten Ergebnisse herausgefiltert.

 

Arbeitszeit


Die gewöhnliche Wochenarbeitszeit in Deutschland betrug 2011 ca. 35,5 Stunden (europäischer Durchschnitt 37,4 Stunden). Dahinter verbirgt sich aber eine große Bandbreite von Arbeitszei­ten, die zum Teil (weit) über und unter dem Durchschnitt liegen. So müssen z.B. Vollzeitbeschäftigte (41,9 Stunden pro Woche) mehr als doppelt so lang wie Teilzeitbe­schäftigte (18,1 Stunden) arbeiten. Jeder Achte (13%) arbeitet zudem mehr als 48 Stunden pro Woche. Grundsätzlich gilt: Je älter, desto länger die Arbeitszeiten, u.a. weil Führungskräfte eher in höheren Altersgruppen zu finden sind.


Nachts, am Wochenende und v.a. abends muss öfter gearbeitet werden


Der Anteil der Erwerbstätigen, die abends (18 – 23 Uhr) ar­beiten, ist zwischen 1992 (15 %) und 2011 (27 %) um gut 12 % gestie­gen. Nachtarbeit (23 – 6 Uhr) hat nur leicht von 7 % auf 9 % zugenommen. 

2011 arbeiteten über ein Viertel der Beschäftigen (27 %) auch samstags, 1992 waren es nur 20%. Auch der Anteil derjenigen, die sonntags arbeiten müssen, stieg von 10% auf 14,5%.

 

Flexible Arbeitszeiten im Trend


2010 hatten 36 % aller Beschäftigten über 15 Jahre flexible Arbeitszeitregelungen. Rund ein Viertel der Beschäftigten konnte Arbeitszeitkonten nutzen und 10 % über Gleitzeitregelungen Beginn und Ende ihrer täglichen Arbeit an ihre privaten Belange anpassen. Ein Großteil der Arbeitnehmer (60 %) hat aber immer noch starre Arbeitszeitregelungen mit festem Arbeitsbeginn und -ende.

 

Urlaub und Krankmeldungen 


2011 betrug die Anzahl der durchschnittlich genommenen Urlaubstage ca. 31 und waren Arbeitnehmer im Schnitt 9,5 Arbeitstage krank gemeldet.

 

Dauer der Beschäftigung


Knapp 50 % der befragten Erwerbstätigen über 25 Jahre waren 2011 seit mindestens zehn Jahren bei ihrem Arbeitgeber beschäftigt. Fast 20 % arbeiteten seit fünf bis zehn Jahren am gleichen Arbeitsplatz und nur ein Drittel gab eine Beschäftigungsdauer von weniger als fünf Jahren an.

 

Qualifikation 


Seit 1992 ist der Anteil hochqualifizierter Berufe, die z.B. Spezialkenntnisse, die Selbststrukturierung von Arbeitsabläufen und Mitarbeiterverantwortung voraussetzen, deutlich gestiegen. 1992 lag der Anteil bei 33 %, 2011 schon bei 42 %. (Aus-)Bildung wird also immer wichtiger.

 

Hohe Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen


88 % der befragten Arbeitnehmer waren zu­frieden mit ihren Arbeitsbedingungen, 27 % davon sogar sehr zufrieden. Nur eine Minderheit war nicht (10 %) bzw.  überhaupt nicht (2 %) zufrieden.

 

Immer mehr Frauen in Führungspositionen


Auch wenn nach wie vor die Männer dominieren, haben Frauen in den letzten 20 Jahren bei Führungskräften und in akademischen Berufen etwas aufgeholt. So stieg der Frauenanteil bei den Führungs­kräften seit 1992 von 26 % auf 30 % und in den akademischen Berufen von 35 % auf 44 %.

 

Deutliche Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen


Der durchschnittliche Bruttostunden­verdienst von Frauen lag 2011 um 23 % niedriger als der Verdienst der Männer, wobei Frauen allerdings deutlich häufiger als Männer Teilzeit arbeiten bzw. weniger gut entlohnte Berufe wählen. Aber auch bei formal gleicher Qualifikation und Tätigkeit verdienen Frauen ca. 8 % weniger als ihre männlichen Kollegen, u.a. verursacht durch Lücken oder Brüche im Lebenslauf aufgrund von Kindererziehung oder anderer familiärer Verpflichtungen.

 

Gesundheitliche Belastung am Arbeitsplatz


Neben der Gefahr von Arbeitsunfällen kann auch die Tätigkeit selbst als körperliche und psychische Belastung wahrgenommen werden. Am Arbeitsplatz fühlten sich 2007 ca. 11 % (bei Bürojobs nur 5 %) körperlich und 12 % psychisch belastet. Akademiker und Führungskräfte sind von psychischen Belastungen besonders häufig betroffen und klagen v.a. über Zeit­druck und Arbeitsüberlastung.